Ich war mit meinem Mann für 5 Tage in Florenz, ohne meine Tochter – die das übrigens nicht so lustig fand … Auf die Ansage: „Na, da freust du dich sicher, dass du bei der Oma bleiben darfst?“ – kam immer prompt ein trotziges: „Nein – ich darf nicht, ich MUSS!!!“. 😀
Aber – Kind hat es überlebt – und war dann eh nicht sooo schlecht bei der Oma ;-), aber die Wiedersehensfreude war schon sehr groß! Auch bei den Eltern ;-)!
Florenz ist eine großartige Stadt. Auf die typischen Sehenswürdigkeiten möchte ich nicht weiter eingehen, die sind absolut sehenswert, findet man aber in jedem Reiseführer!Ich möchte meine kulinarischen Eindrücke ein wenig mit Euch teilen!
Ich war ein wenig überrascht, wie fleischlastig die typische Florentinische Küche doch ist. Das sind wir gar nicht gewöhnt, Fleisch kommt bei uns eigentlich höchstens 1 bis 2 mal pro Woche auf den Tisch, wir sind eher die Fischesser.
Also – ohne Tischreservierung geht in den guten Lokalen einmal gar nichts! Die Lokale machen erst um 19.30 Uhr auf – und da gehen ausschliesslich die Touristen essen. Der Florentiner geht erst gegen 21.00 Uhr ins Lokal – wenn die Touristen weg sind 😀
Wir haben in einem der Reiseführer über das Lokal „Il Latini“ gelesen, war total interessant beschrieben. An einem der ersten Abenden sind vorbeigegangen, das Lokal bumm voll – und vor der Türe Trauben an Menschen, die auf Einlass gewartet haben … Oha – ist das Lokal wirklich so gut, oder haben die alle denselben Reiseführer gelesen?
Wir beschlossen es mutig auszuprobieren und haben für den nächsten Abend einen Tisch reserviert. Was soll ich sagen – es war in jeder Hinsicht EIN ERLEBNIS!
Wir kommen 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit zum Lokal – und es stehen ca. 120 Menschen vor dem Lokal. Boah! Wir mutig – weil wir haben ja reserviert – vorbei an allen Wartenden nach vorne. Kein Aufheulen der Menschen. Im Inneren wurde gerade von Padre das Personal (alle in einheitlichen lila Poloshirts) eingeschworen. Pünktlich um 19.30 Uhr wird das Lokal aufgesperrt und einer der Mitarbeiter tritt vor das Lokal. Er spricht in italienisch und englisch zur wartenden Menge sinngemäß folgendes: Es stehen vor der Türe Menschen mit Reservierung aber auch welche ohne. Er bittet alle nach der Reihe einzutreten, jedoch ohne von hinten zu drängeln. Jeder wird eingelassen, das Lokal ist groß genug, es gäbe für JEDEN einen Platz. Wir sind erstaunt – und der Einlaß funktioniert reibungslos (es wäre im übrigen vermutlich egal gewesen, ob Reservierung ja oder nein – niemand hat den Namen überprüft!).
Ich hatte schon ein bisserl Bauchweh, was uns da so erwarten würde, wie lange wir auf das Essen warten müssen, wie es schmeckt etc.
Im Inneren wurde uns ein kleiner Tisch für 2 zugewiesen, es stand bereits Wein und Brot am Tisch. Von der Decke hingen – wie im Reiseführer beschrieben, zahlreiche ganze Parmaschinken!
Die Speisekarte klein und überschaubar, das Personal super freundlich und flink! Die haben das echt im Griff. 5 Minuten nach der Bestellung stand schon die Vorspeise auf dem Tisch – wir entschieden uns für eine typisch florentinische Vorspeisen Variation, die auch „Crostini Toscani“ beinhaltet. Geröstete Brotscheiben mit einer Paste aus Hühnerleber, die in Marsala gekocht wird – sehr lecker!
Dazu gab es Prosciutto, Melone, Salami, Parmesan … und das typisch Florentinische Weißbrot ohne Salz (ein bisserl gewöhnungsbedürftig). Sehr schlicht, aber sehr lecker!
Als Hauptspeise hat sich mein Mann für „Agnello“ entschieden, wir hatten bei der Bestellung vermutet, dass es Lamm ist – war es dann auch – mit so einer Menge hat er aber nicht gerechnet.
Es gibt zu den Fleischgerichten keine Beilagen, die müssen extra bestellt werden und sind ebenso ganz schlicht gehalten (Kartoffel, Spinatblätter, etc.)
Ich habe mich für Penne mit einer klassichen Sauce und viel Parmesan entschieden, begleitet von der für mich „überlebenswichtigen“ Frage: senza ouvo?
Als Dessert hat sich mein Mann für eine Variation von Cantuccini mit süssem Wein entschieden – leider mit Ei, war aber angeblich köstlich und viel weicher, als das Zeug, was man bei uns zu kaufen bekommt. Ich habe dann einen Limoncello konsumiert, war auch lecker :-)!
Das Lokal war ein echtes Erlebnis, das Essen köstlich und Preis-Leistungsverzeichnis absolut gerechtfertigt! Kann ich nur weiter empfehlen! Lasst euch von den Menschentrauben nicht abschrecken!
Lust auf weitere Lokalempfehlungen? Ich hätte noch 2 weitere …
Cantuccini… Die hab ich in Florenz auch das erste Mal gegessen. Wenn ich daran gedacht hätte, vinsanto ist in aut sooooo schwer zubekommen….
Habt ihr pistecco fiorentina auch probiert? Das ist das Fleisch der toskanischen Bio Rinder, das nur mit Salz gewürzt auf Holzkohle gegrillt wird. Ein Traum….!